Gemeine Heidelibelle (hier: im Himmelmoor)



Auf dem Holzweg


1. Mein Plan

Es sollte ein ruhiger, entspannter und dennoch fotografisch erfolgreicher Tag werden. Es war Sonntag, eigentlich ein Tag wie jeder andere, nur mit länger schlafen. Nach dem Aufstehen, beim Käffchen, war ich dabei, meine Bilder vom letzten Wildparkbesuch zu sichten, sortieren und „das Beste“ auszuwählen. Doch war das Wetter zu schön, um in der Wohnung zu sitzen. Folglich hieß es, raus in die Natur. Um Ruhe zu finden, kam heute nur ein Ort in Frage - das Himmelmoor bei Quickborn, hier bin ich total gern. Mindestens ein hübsches Foto sollte durchaus drin sein, oder? Kaum war der Gedanke durch meinen Kopf gewuselt, so stand auch schon der Plan für heute. Aber was könnte ich fotografieren? Welches Zielfoto könnte ich dort machen? Ich habs, dachte ich und nahm mir vor, eine Libelle im Flug zu fotografieren. Das Licht ist aufgrund der mäßigen Bewölkung nicht sehr vielversprechend, ziemlich grau. Aber erst mal abwarten, es kann sich ja noch ändern. Ich war schon so oft dort und denke, „du hast doch fast alles gesehen und kennst jeden Abzweig“ und „bei dem Wetter, grau und windig, was soll das werden“? Was solls, dachte ich, ein Versuch ist es wert und nehme das SIGMA 35mm/F2 sowie mein Sony Superzoom-Objektiv 200-600mm mit - irgendetwas findet sich ganz sicher. Und wenn nicht? Ist es nicht schlimm, denn ist nicht die Entspannung und Motivsuche ebenso so reizvoll und vor allem gleichermaßen wichtig?

Nicht mein Zielfoto


2. Die Umsetzung

Ich begab mich also auf den Weg in Richtung Himmelmoor bei Quickborn. Bei nun besserem Wetter als heute Morgen noch, fuhr mein Kleinstwagen über die Landstraße ins Moor. Die Fahrzeit hier her beträgt im Normalfall ca. 25 Minuten. Wie immer parkte ich den smart 453 (liebevoll SMARTI genannt) am Torfwerk. Zunächst relaxte ich rund eine Stunde am „Hexensee“. Diesen zu erreichen ist nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad möglich und dauert, je nachdem, ca. 10 Minuten. Den Begriff „Hexensee“ schnappte ich vor einiger Zeit direkt hier im Moor auf, als sich offensichtlich einheimische Spaziergänger über den See unterhielten. Den Namen erhielt der scheinbar recht flache Teich, weil hier etliche Baumstämme aus dem Wasser ragen. Es sieht so aus, als würden viele Hexenbesen im Moorgrund stecken und auf ihre Besitzerinnen warten (ich schmunzle gerade). Je nach Wasserstand ragen auch ab und an einige Erdhügel aus dem See, was darauf schließen lässt, das es hier echt nicht tief ist.

Jede Menge Enten, meist Stockenten mit ihren Jungtieren und Graugänse fühlen sich hier momentan wohl, so wie ich. Während ich auf der Holzbank auf mein Zielobjekt wartete, meine ich innerlich erneut zu mir „Der Weg ist das Ziel“ und lief weiter. Gemächlich und total beeindruckt von der Schönheit der Natur wanderte ich entlang der Torfabbaubecken zum Viewpoint. Eine tolle Aussicht, denke ich, hole das Fernglas heraus und lasse den Blick über das Moor und das flache Wasser schweifen. Die Imposanz ist kaum zu beschreiben. Spiegelnde, rechteckige Wasseroberflächen von den durch den Torfabbau entstandenen Becken, ringsum alles grün bewachsen und frische Luft, wohin man die Nase auch richtet. Zeitgleich zogen in der Ferne zusehends dunkle Wolken auf. Ich musste also weiter, um nicht in den herannahenden Regen zu kommen. Und los ging es.


3. Auf dem Holzweg

Auf dem langen Steg aus Holz, der mitten durch den Wald führt, ging ich in Richtung Parkplatz. SMARTI stand wie erwähnt an der alten Torfstation, von wo aus man zu bestimmten Terminen eine „Fahrt durchs Himmelmoor“ unternehmen kann. Im letzten Jahr unternahmen meine Frau und ich eine solche Tour. Dazu mehr in einem anderen Beitrag - „Mit der Torfbahn durchs Himmelmoor“. Gerade als ich meine Hoffnung auf ein gutes Foto aufgegeben habe, zeigte sie sich mir - die Segellibelle. Nein, leider nicht im Fluge, denn hier im Wald, so ganz ohne Wasser und Schilfbewuchs, hätte ich auch nicht mehr damit gerechnet. Zunächst war diese für mich namentlich keineswegs bekannt, aber nach kurzer Recherche und anhand der rötlichen Färbung des Hinterleibs war schnell klar, dass es sich hierbei um das Männchen einer gemeinen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) handelte. Die Männchen halten sich auch vorwiegend etwas abseits vom Gewässer auf – siehst du, wieder was gelernt. Die Weibchen sind farblich eher bräunlichgelb-rot. Wenn sich diese mit den Männchen paaren, trifft man sie in Ufernähe an, meist sitzend und tief am Boden.

Dieses Männchen hier drehte voller Neugier den Kopf flink hin und her, beobachtete mich und hielt die Umgebung fest im Blick. Faszinierend, wenn man dabei den dünnen, kaum sichtbaren Hals beobachtet. Logisch, hier nutzte mir das Teleobjektiv rein gar nichts, so viel war schon mal klar. Dank der leicht zu öffnenden Hüfttasche von Cosyspeed (ein bisschen Werbung ist doch erlaubt) hatte ich die Kamera schnell zur Hand und bannte das hübsche Tier auf den Chip. Uff, dachte ich und hoffte, dass es nach der Entwicklung im RAW-Konverter immer noch gut aussieht und vor allem scharf ist.


4. Der Rückweg

Nun, nachdem sie ohne Vorwarnung blitzschnell auf und davon flog, verstaute ich die Kamera und wanderte, mit bangem Blick zurück gen Himmel, weiter. Schneller, schneller und oh, Misti, noch ca. 10 Gehminuten vom Ziel entfernt, fing es letzten Endes doch noch an zu regnen. Aber was solls, ich bin ja nicht aus Zucker. So oder so, der Ausflug hätte entspannter nicht sein können. Im Großen und Ganzen blieb ich trocken und die Rückfahrt nach Hause durch strömenden Regen verlief problemlos. Und so wird mir dieser Sonntagsausflug vermutlich lange in positiver Erinnerung bleiben, auch wenn kein Zielfoto dabei für mich heraussprang. Und das Foto, dass ihr weiter oben seht, war zwar nicht mein Zielfoto, aber am Ende des Tages war zufrieden bin ...



Vielen Dank fürs Lesen - Euer Ron

Ende der Geschichte 😊

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